Definition
Die Hepatitis B bei Kindern wird durch eine Infektion mit dem Hepatitis B Virus (HBV) ausgelöst. Eine Infektion mit dem Virus kann zunächst eine akute Hepatitis auslösen. Sollte das Virus im Körper verbleiben und die Infektion nicht ausheilen, kann es zu einer chronischen Erkrankung, der chronischen Hepatitis B kommen. Je jünger Kinder bei der ersten Infektion sind, desto höher ist das Risiko, dass aus einer akuten eine chronische Infektion entsteht.
Die mit Abstand häufigste Ursache der Infektion mit Hepatitis B bei Kindern ist eine Übertragung des Virus durch die Mutter, die dann meist während der Geburt stattfindet (95%). Nur selten (ca. 5%) findet die Infektion bereits im Mutterleib statt. Auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr kann das Hepatitis B Virus übertragen werden. Infektion über Blutprodukte oder benutzte Spritzen stellen eine Seltenheit dar.
Verlauf von Hepatitis B bei Kindern
Die akute Infektion verursacht oftmals keine Symptome, insbesondere bei infizierten Neugeborenen. Treten Symptome auf sind diese meist unspezifisch, wie zum Beispiel vermehrte Müdigkeit oder eine Gelbfärbung von Haut und Augen (Ikterus).
Kinder mit einer chronischen Hepatitis B dürfen in der Regel ohne Einschränkungen Kindergärten, Schulen oder Sportvereine besuchen.
Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt über eine Blutentnahme. Zunächst werden im Blut bestimmte Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das Virus untersucht. Sollte es Hinweise auf eine akute oder chronische Infektion geben, werden weitere Blutuntersuchungen durchgeführt. So kann das Virus ggf. direkt im Blut nachgewiesen werden.
Ist eine Hepatitis B diagnostiziert, sind lebenslange ärztliche Vorstellungen notwendig. So wollte regelmäßig ein aktueller Status der Leber erhoben werden. Im Erwachsenenalter entwickeln ca. 5 bis 10% der Menschen mit einer chronischen Hepatitis B einen chronischen Umbau der Leber (Zirrhose), außerdem stellt die chronische Hepatitis B ein Risikofaktor für die Entwicklung von Lebertumoren dar.
Schutz vor einer Infektion
Der wichtigste Behandlungsansatz ist der Schutz vor einer Hepatitis B Infektion! Da die häufigste Infektion im Kindesalter im Zusammenhang mit der Geburt besteht wird empfohlen alle Schwangeren auf eine Hepatitis B Infektion zu untersuchen. Sollte diese nachgewiesen werden, oder die Untersuchung in der Schwangerschaft nicht durchgeführt worden sein, wird dringend empfohlen die Kinder unmittelbar nach der Geburt zu impfen (möglichst innerhalb von 12 Stunden). Bei Hepatitis B positiven Müttern erfolgte eine aktive Impfung (mit Antikörpern gegen das Virus) sowie eine passive Impfung zum gleichen Zeitpunkt. Hiermit wird eine Übertragung in >90% der Fälle verhindert. Danach sind jedoch weitere Untersuchungen der Kinder notwendig, um eine Infektion, trotz erfolgter Impfung, nicht zu verpassen.
Die Impfung gegen Hepatitis B ist für alle Kinder in Deutschland empfohlen und sollte entsprechend der Empfehlungen der STIKO durchgeführt werden. Die Impfung ist sehr gut verträglich und wird mit der Impfung gegen weitere Erkrankungen kombiniert.
Therapie von Hepatitis B bei Kindern
Eine medikamentöse Therapie ist bei einer chronischen Hepatitis B in der Regel nicht erforderlich. Lediglich wenn die Infektion sehr aktiv ist, also eine bestimmte Menge an Viren im Blut überschritten wird (Viruslast), die Leberwerte dauerhaft über einen bestimmten Wert erhöht sind und/oder es Hinweise für einen chronischen Umbau der Leber (Fibrose) gibt, muss über eine Behandlung gesprochen werden. Ziel der Behandlung ist dann allerdings, die Infektion in Schach zu halten. Die Möglichkeit einer Heilung besteht derzeit nicht.
Die am längsten angewandte Therapie ist eine Therapie mit „Peginterferon alfa“. Dies wird einmal pro Woche in die Bauchhaut gespritzt und greift in die Vermehrung des Virus ein. Gerade zu Beginn der Behandlung treten, teils stärkere, Symptome einer grippalen Erkrankung auf.
Neuere Medikamente, sogenannte Nukleosidanaloga, werden täglich als Tabletten eingenommen. Auch diese greifen in die Virusvermehrung ein, müssen jedoch über mehrere Jahre eingenommen werden.
Nur in absoluten Ausnahmefällen erhalten Kinder in Deutschland aufgrund einer Hepatitis B eine Lebertransplantation.
Dr. med. Alexander Weigert
Prof. Dr. med. Rainer Ganschow